20. Dezember 2022

Die Einsamkeit und was sie mit uns macht

Einsamkeit entsteht durch Trauer, durch körperliche Erkrankungen, durch psychische Erkrankungen, durch Schüchternheit, durch Ängste, durch Alter.

Weihnachten steht vor der Tür, das Fest der Liebe, aber auch das Fest der Ängste, der Trauer und der Einsamkeit – für viele Menschen. Trotz all dem Glitzern und dem Shoppingwahn geht es einigen überhaupt nicht gut zu dieser Zeit. Das zeichnet sich auch in meiner Arbeit ab, ich habe zu dieser Jahreszeit viel mehr zu tun.

Ich hab zwei sehr mutige Beiträge auf Facebook gelesen:

Ein Mann erzählt, dass er seit kurzem in unserer Gegend wohnt und sich eine Partnerin wünscht. Daraufhin erhält er Zuspruch und Tipps, aber auch genügend Reaktionen, die das lustig finden. Meist feige Leute ohne Gesicht und Namen, die sich wahrscheinlich niemals jemand ansprechen trauen. Ich lese die Kommentare und es wundert mich nicht – ein leider sehr authentischer Abriss unserer Gesellschaft. Ich hoffe, er nimmt sich das blöde Geschreibe nicht zu Herzen.

Eine ältere Frau sucht andere Frauen, ihr Mann ist verstorben. Die Pandemie hat ihr zugesetzt. Sie fragt auf Facebook, ob jemand Interesse hat, sich wöchentlich in einem Kaffeehaus zu treffen. Zwei Damen melden sich, sie freut sich und ich freu mich auch. Negative Reaktionen gibt es auch hier – die Freude über eventuelle neue Freundschaften überwiegt aber.

Was ich damit sagen möchte – ich wünsch dir Mut, dass du dich traust, auf andere zuzugehen.

Die, die auslachen, sollen dich nicht interessieren. Es sind kalte Menschen, die du nicht mal kennst. Vielleicht hast du Glück, so wie die Frau auf Facebook, die sich jetzt jede Woche mit ihren neuen Freundinnen im Kaffeehaus trifft. Du bist niemals zu alt, um neue Kontakte zu knüpfen!

In einer Welt, wo Leute zuerst ihr Handy in die Hand nehmen um jemanden zu fotografieren, dem es gerade nicht gut geht, bei Unfällen, Kreislaufzusammenbrüchen, Herzinfarkten, ist es an der Zeit selber nachzudenken und über den eigenen Gartenzaun hinauszudenken. Seinen Weitblick zu schärfen – weißt du eigentlich wie es deinen unmittelbaren Nachbarn geht? Nein? Frag mal nach!

Einfach zum Nachdenken.

– Judith